Der perfekte Tag
von Slatco Sterzenbach

Slatco Sterzenbachs Profession und Leidenschaft sind: Menschen und Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Achtsamkeit, zu mehr Gelassenheit, zu mehr Erfolg, Lebenserfüllung und Gesundheit zu begleiten. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet ihn als „einen der gefragtesten Motivationstrainer Deutschlands“.
Slatco, was bedeutet für dich ein perfekter Tag und ist der Titel „der perfekte Tag“ deines Bestsellers nicht ein Appell an den Perfektionismus?
Für mich ist ein Tag dann perfekt, wenn ich am Ende für mich vier Fragen positiv beantworten kann:
- Habe ich mir heute etwas Gutes getan bzw. eine Freude bereitet?
- Habe ich jemanden eine Freude bereiten, unterstützen oder helfen können?
- Habe ich mich heute weiter entwickelt bzw. etwas Neues gelernt?
- Was der Tag für mich heute sinnvoll?
Und dafür habe ich für mich mehrere sehr starke Rituale, die mir Kraft geben und die genau diese Inhalte haben. Ein Ritual ist zum Beispiel „die Stunde der Kraft“, das ist die Stunde direkt nach dem Aufstehen, bei der ich Yoga mache, meine Faszien trainiere, meditieren und den Tag plane.
Natürlich ist der Begriff „perfekt“ provokativ. Nur würde der Titel „der ganz nette Tag“ jemanden nicht wirklich hinter dem Kamin vorholen. Die häufige Buchung meines gleichnamigen Vortrages bestätigt den Willen nach mehr „perfekten Momenten“ im Leben.
Einigen wir uns darauf: Wenn Du nach dem Tag sagst, der hat sich gelohnt auf die eine oder andere Art, dann war er perfekt. Ganz im Gegensatz zu Tagen, wo Du Dich fragst: Was habe ich heute eigentlich geschafft oder für mich gemacht? Denn auch ein Hamsterrad sieht von innen aus wie eine Karriereleiter, die nach oben geht. Wir dürfen ab und zu heraus treten und von außen einen Blick auf das Rad des Lebens einen Blick werfen.
Und dabei auf unsere Ressourcen achten. Und genau darum geht es in meinem Vortrag: Was kann ich zu welche Uhrzeit tun, um mehr Energie zu haben? Was kann ich jeden einzelnen Tag tun, um meine Ressourcen wieder neu aufzufüllen. Denn ich kann nur zum Gestalter meines Lebens werden, wenn ich zum Gestalter meines Tages geworden bin!
Ansonsten folgen „Burnout“ oder ähnliches.
Slatco, warum hältst du Burnout für eine Modediagnose?
Unter dem Begriff Burnout werden heute viele Krankheitssymptome zusammengefasst, die man früher unter anderen Begriffen geführt hat und die nicht unbedingt zum Thema Burnout gehören. Ich finde es aber gut, dass derzeit das Thema Burnout so stark in den Medien diskutiert wird. Gerade Männern fällt es leichter, vom Burnout zu reden, als von Depressionen oder Lebenskrisen. Der Begriff ist gesellschaftsfähig, weil er transportiert, dass derjenige vor dieser Symptomatik des Erschöpftseins sehr viel geleistet hat. Und Leistung ist immer „sexy“ in unserer Gesellschaft.
Ist Burnout in erster Linie eine Manager-Krankheit?
Ich tue mich schwer, Burnout als „Krankheit“ zu bezeichnen. „Burnout“ ist nur ein Label, eine Begriff für ein komplexes mentales, emotionales und somit physisches Erleben. Jeder kann sich ein Burnout erschaffen. Ich kenne Beamten mit einer 37 Stunden-Woche, Mütter und Geschäftsführer, die zu lange ihr Leben so gestaltet haben, dass sie ein Missverhältnis von Energie-Spendern und Energie-Räubern hatten. Wer zwei oder drei Kinder versorgen muss und sich noch um den Haushalt kümmert, kann ähnlich ausgebrannt sein wie ein Manager. Wir dürfen zwischen physischen Burnout und mentalen Boreout unterscheiden. Eine 100 Stundenwoche, viele Flüge, zu wenig Schlaf und ungesunde Ernährung mit viel Stress leeren die physischen Ressourcen auf. Eine Tätigkeit ohne Spaß, mit viel Langeweile und ohne Sinn entleert die Akkus auf einer anderen Ebene.
Wir dürfen einfach die Sinnfrage immer wieder stellen.
Was sind die ersten Symptome eines Burnouts?
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Ein Burnout verläuft in mehreren Phasen. Es beginnt immer mit dem Zwang, anderen etwas beweisen zu müssen. Die Frage, die wir uns stellen dürfen: Was treibt mich wirklich an? Danach verliert man die Balance zwischen Energie-Spendern und Energie-Räubern. Eigene Bedürfnisse wie Schlaf, gesunde Ernährung oder Sport werden vernachlässigt. Die Energie sinkt. Vieles, was vorher leicht von der Hand ging, fällt zunehmend schwer.
Diese Menschen sind schneller genervt. Treffen mit Freunden am Wochenende werden als weiterer Störfaktor wahrgenommen. Der eigene Antrieb nimmt zunehmend ab. Die weiteren Symptome können unterschiedlich sein. Manche Betroffenen leiden unter Konzentrationsstörungen, andere entwickeln Allergien und wiederum andere bekommen Tinnitus. Der Körper meldet sich: „Ich kann und will nichts mehr hören.“ Das kann bis zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall gehen. Es liegt nur meistens nicht an dem Umfang der Arbeit, sondern daran, ob diese Tätigkeit Freude und Spaß bereitet und es genügend Dinge im Leben gibt, die Energie geben. Der Wechsel zwischen Entspannung und Anspannung war nicht ausgeglichen.
Und ich bin ein Freund der Prävention. Denn Prävention macht zum einen mehr Spaß und zum anderen ist für alle Beteiligten billiger.
Welche Rolle spielt der digitale Stress durch zu viele E-Mails?
E-Mails als solches sind weder Stress noch böse. Vielen Arbeitnehmern gelingt es nur nicht, mit den modernen Kommunikationsmitteln umzugehen. Viele setzen sich oft beim Beantworten von E-Mails selber unter Zeitdruck, obwohl es gar nicht nötig wäre. In den meisten Branchen reicht es, zweimal am Tag seine E-Mails zu sichten und zu beantworten. Zum ersten Mal um 12 Uhr und einmal um 16 Uhr. Das reicht. Morgens als erstes nicht mehr die E-Mails zu lesen, sondern erst mal produktive Dinge tun, allein diese neue Verhaltensweise wird das Leben deutlich verbessern. Denn dann sind sie aktiv unterwegs. Und nicht reaktiv.
Was kann man tun, um einen Burnout zu vermeiden?
Viele Menschen da draußen dürfen achtsamer und bewusster mit ihrer Lebenszeit umgehen und wieder lernen, zu entspannen. Reduziere solche sinnlosen Tätigkeiten wie das ziellose Rumsurfen im Internet, Posts bei Facebook anschauen, TV-Konsum und ersetze sie durch Treffen mit Freunden, Sport und gute und anregende Literatur lesen. Eine gute Methode für mehr Achtsamkeit und Bewusstheit ist es, seinen Arbeitsalltag einmal zu protokollieren, um reflektieren zu können, auf welche Tätigkeiten man verzichten kann. Mit was verbringe ich meinen Tag? Bin ich produktiv oder geschäftig?
Was kann man machen, wenn man einen Burnout hat?
Menschen mit Burnout dürfen ihre Krise als Chance begreifen und aus dem bisherigen Verhalten lernen. In meiner Welt haben sich diese Menschen Kontrast geschaffen. Sie wissen dann: den Quatsch mache ich nicht noch mal. Sie lernen durch diese „Sinn-Phase“, dass sie mehr Dinge tun dürfen, die zu ihnen passen, ihre Stärken auszuleben und mehr neue energiespendende Aktivitäten wie Sport und gesunde Ernährung in ihren Tag zu integrieren. Viele wechseln auch ihren Job, weil sie erkannt haben, dass sie andere Träume hatten von ihrem Leben.
Was können Unternehmen tun, um die Gesundheit ihrer Angestellten zu erhalten?
Das wertvollste im Unternehmen sind die Menschen. Sie sind die Quelle von
Kreativität, von neuen Ideen und von Veränderung … wenn sie das MIND.SET dafür haben. Deswegen ist die Investition in die Persönlichkeitsentwicklung so elementar. Denn wenn Angestellte nicht Verantwortung für ihr eigenes Tun übernehmen, kommen sie automatisch in einen Teufelskreis. Ein Krankheitstag kostet je nach Anforderungsprofil das Unternehmen zwischen 300 - 1.000 €. Ein Burnout-Fall im Unternehmen kann also schnell mehrere 100.000 Euro kosten. Es rollt ein Tsunami auf uns zu. Die Medienabhängigkeit nimmt zu, Diabetes Mellitus ist am Vormarsch, immer mehr Menschen haben starkes Übergewicht, das Stressempfinden wird stärker. Intelligente Firmen erkennen dies und steuern dagegen, den sie wissen: Prävention ist eine Investition in die Zukunft.
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